Kooperationsaufbau - Checkliste
Wiki-Artikel-Typ: 2 (Info-Artikel)
Beim Aufbau von Kooperationen gibt es grundsätzlich 2 verschiedene Fälle:
- kleinere, inhaber*innengeführte Betriebe, bei denen der/die Geschäftsleiter*in selbst über eine Kooperation entscheiden kann
- Filialen einer Betriebskette, die aus mehr als 3 Filialen besteht: bei solchen müssen die Verhandlungen für eine Kooperation mit der zentralen Geschäftsleitung geführt werden
Ein Bezirk kann eigenständig nur im Fall 1 eine Kooperation aufbauen.
Im Fall 2 dürfen die Verhandlungen nur von der Gruppe Betriebsketten (ketten@foodsharing.network) geführt werden, an die man sich für den Aufbau einer solchen Kooperation wenden kann.
Vor dem Kooperationsaufbau
Vor dem Aufbau einer Kooperation solltest du dir über folgende Punkte klar sein:
- Wenn du eine Kooperation aufbaust, bist du verantwortlich dafür, sie auch als Betriebsverantwortliche*r zu pflegen (eventuell mit anderen zusammen) und ein Abholteam aufzubauen.
- Es ist wichtig, dass du dich mit der Thematik Lebensmittelproduktion und -Verschwendung auseinandersetzt, damit du sie gut erklären, Fragen beantworten und bewusst handeln kannst. Dafür gibt es z.B. das Dokument Kontext und Selbstverständnis.
Vorbereitungen
- Schau auf der Karte, ob der Betrieb schon eingetragen ist. Dazu musst du rechts "Betriebe" anklicken und dann den Haken bei "Alle Betriebe" setzen.
- Schau auch noch in der Betriebsliste, ob der Betrieb dort eingetragen ist (bei falscher / keiner Adresse kannst du ihn auf der Karte übersehen!).
- Falls nein (nicht eingetragen), dann trage ihn vor dem ersten Kontakt mit dem Betrieb in die Betriebsliste ein (Bezirke - <<BEZIRK>> - Betriebe), damit eine Betriebsseite entsteht und dort alle Infos gesammelt werden können.
- Sprich eventuell vor dem Eintragen noch mit dem/der zuständigen Botschafter*in, ob der Betrieb überhaupt Sinn macht.
- Falls ja (eingetragen), dann schau dir den Status an:
- Im Fall von "Betrieb will nicht kooperieren" (rot) oder "Spendet an Tafel etc. und wirft nichts weg." (blau) wird der Betrieb nicht mehr angesprochen (und bei "Betrieb ist bereit zu spenden" (grün) natürlich auch nicht).
- Im Fall von "Verhandlungen laufen." (gelb) finde heraus, ob sich schon jemand um den Betrieb kümmert, und sprich dich ggf. mit der Person ab.
- Im Fall von "Es besteht noch kein Kontakt" (grau) oder falls sich niemand um den Betrieb kümmert, dann sprich mit einem/einer Botschafter*in darüber, dass du BV des Betriebs werden willst.
Team aufbauen
- Für eine gute und verlässliche Kooperation ist ein Betriebsteam mit genügend zuverlässigen Foodsavern nötig.
- Das Team sollte groß genug sein, um auch Krankheitsfälle und Urlaubszeiten ausgleichen zu können.
- Aus dem gleichen Grund sollte es mindestens 2 Betriebsverantwortliche geben.
- Die Mindestgröße des Teams hängt natürlich von der typischen Abholmenge und der Anzahl der Abholungen pro Woche ab.
- Faustregel: am Anfang 2x soviel Foodsaver wie Plätze pro Woche, mit der Zeit bis zu 4x soviel Foodsaver wie Plätze pro Woche.
- Eventuell kann man die Foodsaver fragen, wie oft sie voraussichtlich Abholungen machen wollen und wieviel sie mitnehmen und verteilen können. Daraus kann man dann berechnen, ob das Team groß genug ist.
Vorbereitung der Kontaktaufnahme
Nochmal überprüfen: Sprich noch einmal mit dem/der zuständigen Botschafter*in ab, bevor du Kontakt mit dem Betriebe aufnimmst. Er/sie kann noch einiges prüfen, was evtl. gegen eine sofortige Kontaktaufnahme spricht, z.B.
- zu wenige Foodsaver im Bezirk, zu kleines Abholteam
- nicht genug Betriebsverantwortliche
- zu wenige Verteilmöglichkeiten
- Betrieb gehört zu Betriebskette
Beim ersten Gespräch mit dem Betrieb ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Der Betrieb muss genau und ausführlich über foodsharing informiert werden. Außerdem sollte man Vertrauen aufbauen, dass foodsharing ein zuverlässiger und unkomplizierter Partner für den Betrieb ist. Das macht es für Betriebe leichter, sich für eine Kooperation mit foodsharing zu entscheiden.
Unterlagen vorbereiten
Eine Mappe mit allen Unterlagen für diesen Zweck (doc und pdf als zip) findest du hier oder als Einzeldateien hier.
- Foodsaver-Ausweis und Foodsaver-Visitenkarte (über die Plattform generierbar)
- auf den Bezirk angepasstes Dokument über die Ziele von foodsharing (Grundlagentexte findest Du im Wiki)
- Informationen für Spenderbetriebe: Vorteile, Hintergründe, Kontakte
- Rechtsvereinbarung
- Flyer von foodsharing
- Seriösität vermittelnde Zeitungsartikel mit Positiv-Beispielen (siehe z.B. Medienberichte)
- ggf. noch mehr Hintergrund-Informationen
- zum Zeigen auf Nachfrage: Liste Lebensmittelabfälle und Bestätigung über Lebensmittelzuwendungen
Der Kooperationsaufbau
Der Erstkontakt
- Vereinbare vorher (telefonisch) einen Termin, außer wenn die verantwortlichen Personen im Betrieb direkt ansprechbar sind.
- Sprich am besten direkt mit der/dem Geschäftsleiter*in.
- Nimm alle Unterlagen mit.
- Geht am besten zu zweit, das vermittelt mehr Professionalität.
- Sollte kein Treffen gewünscht sein oder lässt sich kein Termin finden, dann schicke per Mail die gewünschten Informationen zu. Biete an, bei Unklarheiten gerne persönlich vorbei zu kommen.
Ihr könnt dafür folgendes Material verwenden:
- Die Seite 'Für Unternehmen'
- Email-Vorlage zur Erstanfrage an den Betrieb und Anhänge dazu
Beginn des Gesprächs
Um Seriosität, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit zu vermitteln, solltet ihr
- euch als Mitglieder von foodsharing vorstellen
- eure Ausweis zeigen
- foodsharing kurz erklären
- Idee, Konzept und Selbstverständnis des Lebensmittelrettens kurz darstellen.
- Infomaterial überreichen
- Kontaktdaten der Betriebsverantwortlichen hinterlassen
Derzeitige Situation erfragen
- Was geschieht mit den aussortierten Waren?
- Gibt es schon Kooperationen mit anderen Organisationen?
- Falls ja:
- Gibt es Tage, an denen noch nicht abgeholt wird?
- Wird alles an anfallenden Lebensmitteln abgeholt, z.B. auch Produkte über MHD und Molkereiprodukte? (Die Tafel zum Beispiel holt diese Produkte meist nicht ab.)
- Wichtig: Die Foodsaver sehen sich nicht in Konkurrenz zu den Tafeln oder anderen Organisationen, sondern als Ergänzung. Andere Organisationen, die Lebensmittel retten, haben immer Vorrang vor foodsharing. Einziges Ziel ist, dass keine genießbaren Lebensmittel weggeworfen werden.
Vorteile für den Betrieb erklären
Verwendet dafür das Dokument Vorteile für den Lebensmittelspenderbetrieb.
Details für die Kooperation absprechen
Wir richten uns dabei nach den Wünschen der Geschäftsleitung.
- Abholtermine: ideal sind feste Wochentage und Uhrzeiten; aber auch Abholungen auf Telefonanruf der Geschäftsleitung sind denkbar
- Die abholenden Foodsaver können sich mit ihrem Ausweis identifizieren.
- Sortierung: Die Foodsaver sortieren die bereitgestellten Lebensmittel selbstständig in genießbare und nicht mehr genießbare.
- Die Foodsaver nehmen alle noch genießbaren Lebensmittel mit.
- Die nicht mehr genießbaren Lebensmittel sowie anfallende Verpackungen lassen sie beim Betrieb zurück.
- Genauer Abholort:
- Wo genau sollen sich Foodsaver zur Abholung melden?
- Wie viele Foodsaver können den Betrieb betreten?
- Die Foodsaver treffen sich außerhalb und kommen gemeinsam zum Abholort.
- Können die Foodsaver dort sortieren und aufteilen? Oder soll dies an einem anderen Ort stattfinden? (Oft möchte der Betrieb keine besondere Aufmerksamkeit auf das Abholen lenken.)
- Wo können aussortierter Müll und leere Kisten/Verpackungen hinterlassen werden?
- Die Foodsaver übernehmen die Verantwortung für die Lebensmittel und kümmern sich um eine sinnvolle Weiterverteilung (Bekannte, Fair-Teiler, soziale Einrichtungen, Volksküchen u.a.)
- Kontaktdaten und Ansprechperson in der Filiale erfragen
- Nennung des Betriebs klären:
- Darf erzählt werden, woher die Lebensmittel kommen?
- Darf der Betrieb gegenüber der Presse genannt werden?
Wenn die Betriebe Bedenken äußern
- Wenn die Betriebe Bedenken äußern oder nicht kooperieren wollen, kann man andere Positiv-Beispiele vorstellen, d.h. Betriebe, mit denen wir eine Kooperation haben.
- Wir sollten unsere Argumente freundlich und ohne Vorwurfscharakter, Druck oder Anspruchshaltung deutlich machen. Wir sollten eher darauf abzielen zu informieren, nicht die Gesprächspartner*innen zu überreden. So ist die Chance am größten, eine Einwilligung erreichen.
Nach dem Erstkontakt
- Betrieb aktualisieren:
- Alles Besprochene wird auf die Teamseite des Betriebs geschrieben (Besonderheiten, ggf. auch Pinnwand).
- Der Status (kooperationsbereit, noch in Verhandlungen, nicht bereit zu spenden usw.) wird aktualisiert. So können alle aus deiner Region sehen, welche Betriebe bereits angesprochen worden sind.
- Wenn vereinbart, erhält der Betrieb noch Info-Material oder Informationen per Email.
- Der neue Betrieb wird im Bezirks-Forum bekannt gemacht, damit noch mehr Foodsaver auf ihn aufmerksam werden und vielleicht das Team verstärken.
Flussdiagramm Kooperationsaufbau