Pressetext

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Pressetext Nov 2017

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Text Foodsharing ist eine 2012 entstandene Initiative gegen Lebensmittelverschwendung. Wir "retten" überproduzierte und nicht gewollte Lebensmittel vor der Tonne und verteilen sie unentgeltlich an Interessierte, Bedürftige und Organisationen wie z.B. Obdachlosenheime.
Durch 200.000 registrierte NutzerInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und über 30.000 freiwillige Foodsaver ist die Initiative mittlerweile zu einer internationalen Bewegung geworden, die bisher mehr als 11 Millionen Kilogramm Lebensmittel vor der Vernichtung bewahrt hat.

Neben dem aktiven "Lebensmittelretten" verstehen wir uns auch als eine bildungspolitische Bewegung, die sich den nachhaltigen Umwelt- und Konsumzielen der Vereinten Nationen verpflichtet fühlt. Wir sind dabei in folgenden Aktionsräumen tätig:

- Umdenken: foodsharing bringt die aktuellen Probleme der globalisierten Weltwirtschaft zum Anfassen nahe und regt so zu einem wirklichen Umdenken an. Über das Wissen zum Klimawandel, Umweltzerstörung und globaler Ausbeutung hinaus zeigen wir Wege zum konkreten Handeln auf. Bei unseren Aktiven beobachten wir eine Auseinandersetzung mit den genannten Themen, einen nachhaltigeren Konsum und Änderungen im Alltagsverhalten.
- Integration, Gemeinschafts- und Gesellschaftsbildung: foodsharing bildet lokale Gemeinschaften, und dies beispielsweise auch mit Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten, Menschen mit Behinderung, Menschen ohne Arbeit, älteren Menschen und geflüchteten Menschen. Diese erfahren wieder eine Einbindung, einen Kontakt auf Augenhöhe ohne Stigmatisierung und eine große Wertschätzung in ihrem Engagement bei foodsharing.
- Bildungsarbeit: Zu den Themen Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung und Lebensmittelverschwendung veranstalten wir dezentrale Bildungsworkshops an Schulen, bieten gemeinschaftliche Kochevents und Diskussionsrunden an und halten Vorträge und Lesungen.
- Politik, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Wir setzen uns beispielsweise für einen Wegwerf-Stopp für Supermärkte ein (wie dies bereits in anderen EU-Ländern umgesetzt wurde) und fordern Transparenz über die gesamte Lebensmittelkette. Wir unterstützen alternative Ernährungskonzepte wie die Solidarische Landwirtschaft, engagieren uns gegen jegliche Art von Verpackungs-Wahnsinn und gegen unnötige Handelsnormen, die zu großen Teilen zu der Lebensmittelverschwendung beitragen.
- Vernetzung: Wir fördern regelmäßig die Vernetzung durch gemeinsame Aktionen mit anderen Nachhaltigkeits-Initiativen - in Groß- und Kleinstädten und auch verstärkt in ländlichen Regionen. Die meisten Akteure haben Interesse an einem nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln, so dass auch längerfristige Kooperationen entstehen. Eine solche Vernetzung gibt es bereits über gemeinsame Kochevents/Schnippeldiskos, Nachbarschaftsgruppen, urban-gardening-Aktionen, Fahrraddemos / Critical Mass, Tauschläden, Repair-Cafes, Stände (z.B. bei Straßenfesten oder auf Messen), auf Festivals und in vielen weiteren Zusammenhängen.

alter Pressetext (Mai 2014)

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Text

Weltweit landen jedes Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel auf dem Müll.[1] Das entspricht dem Ertrag einer bewirtschafteten Fläche der 1,5-fachen Größe des europäischen Kontinents. Der Dokumentarfilm "Taste the Waste" (2011) zeigt eindrucksvoll, wie alleine in Deutschland jährlich bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet werden. Der Regisseur Valentin Thurn wollte mehr unternehmen, als nur auf die Problematik hinzuweisen. Er gründete deshalb mit Gleichgesinnten im Sommer 2012 den foodsharing-Verein.

Ziel ist es, die Wertschätzung für Lebensmittel zu steigern, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und im Internet unter foodsharing.de eine Plattform gegen die Verschwendung zu etablieren, auf der Privatpersonen, HändlerInnen, Vereine und ProduzentInnen überschüssige Lebensmittel kostenlos anbieten können. Das Prinzip ist denkbar einfach: Registrierte NutzerInnen können digitale Essenskörbe erstellen und damit zu verschenkende Lebensmittel anbieten. Andere foodsharing-NutzerInnen können solche Essenskörbe auf einer Übersichtskarte für ihre Region einsehen, bei Interesse anfragen und sich mit den Anbietenden zur Abholung der Lebensmittel verabreden. Um auch Menschen zu erreichen, die keinen Internetzugang haben, und um die Verteilung von zu verschenkenden Lebensmitteln zu vereinfachen, gibt es über 300[2] Fair-Teiler (öffentlich zugängliche Kühlschränke/Regale, in denen überschüssige Lebensmittel zur Verfügung gestellt und für den eigenen Bedarf entnommen werden können). Seit dem Start von foodsharing.de im Dezember 2012 haben sich über 110.000 Menschen aus dem deutschsprachigen Raum auf der Webseite registriert und bei Facebook hat die Bewegung mehr als 82.000 Fans.[2]

Um nicht nur im privaten Bereich gegen Lebensmittelverschwendung aktiv zu sein, hat Raphael Fellmer, der sich seit Jahren mit seinem Konsumstreik gegen die Verschwendung von Ressourcen einsetzt, die Initiative der LebensmittelretterInnen in Berlin gestartet. Dabei werden noch genießbare, aber nicht mehr verkäufliche, Lebensmittel von Ehrenamtlichen bei Betrieben abgeholt und verteilt. Das Projekt lebensmittelretten.de, das in tausenden Stunden komplett unentgeltlich von Raphael Wintrich programmiert wurde, wurde zunächst zum offiziellen Freiwilligen-Netzwerk von foodsharing, bis es im Dezember 2014 zur Fusion der beiden Plattformen kam. Mittlerweile gibt es in fast allen großen Städten im deutschsprachigen Raum so genannte Foodsaver (LebensmittelretterInnen), die mit immer mehr Supermärkten, Bäckereien, Gastronomie- und anderen Lebensmittelbetrieben Kooperationen pflegen und sich gemeinsam gegen die Lebensmittelverschwendung einsetzen. Hierbei werden alle abgeschriebenen bzw. aussortierten Lebensmittel abgeholt und verteilt. Die Foodsaver sortieren die Lebensmittel selbständig nach Verwertbarkeit und verteilen die noch genießbaren Produkte weiter. Damit die Rechtssicherheit der Lebensmittelspenderbetriebe gewährleistet ist, haben alle Foodsaver eine Rechtsvereinbarung akzeptiert, mit der sie die volle Verantwortung für die abgeholten Lebensmittel übernehmen.

Ein Großteil der geretteten Lebensmittel wird von den Foodsavern an NachbarInnen, Menschen auf der Straße, gemeinnützige Projekte, Vereine, Tafeln, Suppenküchen, FreundInnen und über die foodsharing-Plattform verteilt. Dabei gilt sowohl für die digitalen Essenskörbe als auch für die geretteten Lebensmittel von Betrieben, dass jeglicher Verkauf untersagt ist.

foodsharing sieht sich als Ergänzung und Unterstützung der über 900 Tafeln in Deutschland. Als flexible, lokal organisierte Initiativen können Foodsaver auch Kleinstmengen und Produkte über Mindesthaltbarkeitsdatum, die ganze Woche sowie auch an Wochenenden/Feiertagen oder spontan abholen. Von Betrieben, die mit einer Tafel oder einer ähnlichen Initiative zusammenarbeiten, werden nur Lebensmittel abgeholt, die von jenen aus rechtlichen oder logistischen Gründen nicht verwendet werden. Es ist umso erfreulicher, wenn der karitative Gedanke der Tafeln mit dem foodsharing-Motto "verwenden statt verschwenden" einhergeht. Die im April 2015 geschlossene Kooperation von foodsharing und dem Bundesverband Deutsche Tafel ist ein starkes Signal, um in Zukunft gemeinsam noch mehr Lebensmittel vor der Vernichtung zu bewahren.

2012 haben Valentin Thurn und Stefan Kreutzberger die Initiative "Genießt uns!" initiiert, in der foodsharing mit der Welthungerhilfe, dem WWF, der Verbraucherzentrale NRW und dem Bundesverband Deutsche Tafel kooperiert. "Genießt uns!" vergibt einen Preis für vorbildliche Unternehmen, die die Lebensmittelverschwendung eingeschränkt haben. Die Erfolge werden von der Fachhochschule Münster wissenschaftlich untersucht und der Preis wurde auf der Anuga 2015 zum ersten Mal verliehen.

Wir sind besonders stolz, dass sich Foodsaver, Botschafter*innen, der Vereinsvorstand und alle anderen Engagierten ehrenamtlich und aus innerer Motivation und Überzeugung bei foodsharing einbringen. Ob beim Retten der Lebensmittel, bei der Organisation, bei Rechts- und Hygienefragen, beim Programmieren, bei Übersetzungen und in vielen weiteren Bereichen: Alle Beteiligten helfen unentgeltlich mit und machen damit das Projekt wie auch dessen Internationalisierung erst möglich. Selbst der Webspace und die Domains werden kostenlos vom Öko-Webhoster Manitu zur Verfügung gestellt, ebenso wie Drucksachen, Räumlichkeiten für Treffen und vieles mehr. Die Plattform foodsharing.de ermöglicht es Menschen, sich selbständig gegen die Verschwendung stark zu machen, bringt Gleichgesinnte zusammen, hilft Bedürftigen und schafft soziale Kontakte. So wird foodsharing in Zukunft vermehrt als Vermittler zwischen Lebensmittelbetrieben und Vereinen, Initiativen, Hausprojekten und anderen gemeinnützigen Einrichtungen auftreten und somit diejenigen, die überschüssige Waren haben, mit denen verbinden, die die gespendeten Lebensmittel verwerten können.

Mittlerweile sind über 11.000 engagierte Menschen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz akkreditierte Foodsaver.[2] Rund 350 foodsharing-Botschafter*nnen[2] koordinieren die Foodsaver-Gruppen in den jeweiligen Regionen, Städten und Bezirken, veranstalten foodsharing-Treffen, öffentliche Events und kümmern sich um bestehende und neue Kooperationen mit Lebensmittelspenderbetrieben. Derzeit kooperiert foodsharing mit über 2.000 Betrieben,[2] darunter führende BiohändlerInnen wie Bio Company und Super Bio Markt, die foodsharing aktiv unterstützen. Täglich finden rund 1.000 Abholungen statt, wodurch bereits 2,6 Mio. kg Lebensmittel gerettet[2] werden konnten und regelmäßig an über 100.000 Menschen verteilt werden. Insgesamt wurden bei den Kooperationspartnern schon über 200.000 Abholungen gemeistert.

Unser Ziel für das Jahr 2015 ist es, das Thema Lebensmittelverschwendung durch öffentliche Aktionen, Vorträge, Konferenzen, Vertretung auf Messen und Festivals sowie durch Medienauftritte weiter in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, um einen Diskurs anzuregen, der auch politische Tragweite hat. Dazu wurde im Juli 2015 die Petition "Leere Tonne" ins Leben gerufen, um zusammen mit Aktion Agrar und Slow Food Youth Deutschlands einen Wegwerfstopp bei Supermärkten und anderen Lebensmittelbetrieben zu erreichen.

Außerdem soll foodsharing Open Source zur Verfügung gestellt werden, wodurch die Software der hier entwickelten Plattform weltweit genutzt und einfach angepasst werden kann. Wir wollen unser im deutschen Sprachraum gesammeltes Wissen nutzen und Menschen aus anderen Ländern zugänglich machen. Besonders in der Aufbauphase möchten wir die neuen Regionen beim Lebensmittelretten begleiten, um einen reibungslosen Start zu ermöglichen. Für die internationale kosten- und werbefreie Plattform des Retten und Teilens von Lebensmittel und anderen Ressourcen haben wir die WuppDays ins Leben gerufen, bei denen rund 30 EntwicklerInnen, ProgrammiererInnen, DesignerInnen und andere Engagierte gemeinsam das Fundament für die weltweit kosten- und werbefreie Open-Source-Plattform gelegt haben. Vorrausichtlich im ersten Quartal 2016 wird die komplett neu programmierte Version von foodsharing online gehen.

Verweise
[1] Jenny Gustavsson et al. (2011): Global Food Losses and Food Waste. Food and Agriculture Organization (FAO), Rome. Link
[2] Stand: 01.11.2015, foodsharing.de