Kooperationsaufbau - Checkliste

Aus foodsharing Wiki
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Es dürfen ausschließlich kleinere, inhaber*innengeführte Betriebe angesprochen werden, bei denen der/die Geschäftsleiter*in selbst über eine Kooperation entscheiden kann.
Grundsätzlich dürfen keine größeren Ketten angesprochen werden, die aus mehr als 3 Filialen bestehen. Dort haben einzelne Filialleiter*innen meist keine Entscheidungshoheit über Kooperationen, daher wird hier von der Betriebskettengruppe in höherer Instanz verhandelt.
Möchtest du bei einer Filiale einer größeren Kette, die noch nicht in der Karte steht, abholen? Dann wende sich bitte an deine*n Botschafter*in.


Vor dem Kooperationsaufbau

Wenn du eine Kooperation aufbaust, dann bist du dafür verantwortlich, die Kooperation als Betriebsverantwortliche*r zu pflegen und dafür zu sorgen, dass die Foodsaver und der Betrieb zufrieden sind. Die Verantwortung für einen Betrieb kann auch mit anderen Menschen geteilt werden.

Über diese Punkte solltest du dir vorher klar sein:

  • Es ist wichtig, dass du dich mit der Thematik Lebensmittelproduktion und -Verschwendung auseinandersetzt, damit du sie gut erklären, Fragen beantworten und bewusst handeln kannst. Dafür gibt es z.B. das Dokument foodsharing - Kontext und Selbstverständnis.
  • Bevor ein neuer Betrieb angesprochen wird, schau auf der Karte nach, ob schon eine Kooperation besteht oder gerade Verhandlungen geführt werden. Dazu musst Du schauen, welche “Häkchen” auf der Karte aktiviert sind - lass dir alle Kooperationen anzeigen und nicht nur die, bei denen Helfer gesucht werden.
  • Falls der Betrieb noch nicht eingetragen ist, trag ihn vor dem Erstkontakt ein, damit nicht mehrere Leute parallel den Betrieb ansprechen.
  • Sprich bitte eine Idee für eine Kooperation immer mit deinem/r zuständigen Botschafter*in ab, bevor du Kontakt mit dem Betriebe aufnimmst.
  • Für eine gute und verlässliche Kooperation ist ein Betriebsteam mit genügend Foodsavern nötig. Es sollte groß genug sein, um auch Krankheitsfälle und Urlaubszeiten ausgleichen zu können. Die Mindestgröße des Teams hängt natürlich auch von der üblichen Menge an Lebensmitteln bei dem Betrieb und der Anzahl der Abholungen pro Woche ab. Findest Du genug verantwortungsvolle Foodsaver für dein Team, die zuverlässig und regelmäßig das Essen bei dem Betrieb abholen können und ggf. auch größere Mengen bewältigen können?

Beim Erstgespräch mit dem Betrieb geht es darum, dass du oder ihr gut vorbereitet und klar auftretet. Dadurch sorgt ihr dafür, dass es für die Betriebe möglichst angenehm und unkompliziert ist, über eine Kooperation zu entscheiden.

Hast du alle Unterlagen vorbereitet?

  • deinen laminierten Foodsaverausweis
  • von dir angepasstes Dokument über die Ziele von foodsharing (Grundlagentexte findest Du im Wiki)
  • Informationen für Spenderbetriebe Vorteile, Hintergründe, Kontakte
  • eine Kopie der Rechtsvereinbarung
  • Deine Foodsavervisitenkarte - über die Website generierbar
  • Flyer von foodsharing
  • Seriösität vermittelnde Zeitungsartikel mit Positiv-Beispielen (siehe z.B. Medienberichte)
  • ggf. noch mehr Hintergrundinformationen

Der Kooperationsaufbau

Der Erstkontakt

Das erste Gespräch führts du am besten persönlich mit der/dem Geschäftsleiter*in. Diese sind meist vormittags im Laden. Falls kein*e Geschäftsleiter*in da ist, frage nach der besten Zeit für ein Gespräch und versuche es dann erneut bzw. mache telefonisch einen Termin aus. Nimm immer alle Unterlagen mit.

Sollte kein Treffen gewünscht sein bzw. lässt sich kein Termin finden, bleibe trotzdem höflich und schicke per Mail die gewünschten Informationen zu. Biete an, bei Unklarheiten gerne persönlich vorbei zu kommen.

Ihr könnt dafür folgendes Material verwenden:

Beginn des Gesprächs

  • als Mitglied von foodsharing vorstellen, Ausweis zeigen, foodsharing kurz erklären → vermittelt Seriosität, Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit.
  • Idee/Konzept/Selbstverständnis des Lebensmittelrettens kurz darstellen.

Derzeitige Situation erfragen

  • Was geschieht mit den aussortierten Waren? Gibt es schon Kooperationen mit anderen Organisationen?
  • Wann wird von wem abgeholt, und gibt es Tage, an denen noch nicht abgeholt wird?
  • Wird alles an anfallenden Lebensmitteln abgeholt, z.B. auch Produkte über MHD und Molkereiprodukte? (Die Tafel zum Beispiel holt diese Produkte nicht ab.)
  • 'Wichtig: Die Foodsaver sehen sich nicht in Konkurrenz zu den Tafeln, sondern als Ergänzung. Ziel ist, dass keine genießbaren Lebensmittel weggeworfen werden.
  • Der Umgang mit den Mitarbeitenden sollte immer freundlich sein. Wir stellen klar, dass wir niemandem etwas wegnehmen wollen oder mit jemanden in Konkurrenz treten wollen.

Vorteile für den Betrieb erklären

Siehe Die Vorteile für den Lebensmittelspenderbetrieb.

  • Geld- und Arbeitskraftersparnis für die Entsorgung
  • unsere Flexibilität: wir können auch am Wochenende abholen oder bei Ausfall der Tafeln etc. einspringen.
  • Wir holen alle noch genießbaren Lebensmittel ab: auch Lebensmittel nach dem MHD, offene Packungen usw.
  • keine rechtlichen Risiken durch Haftungsausschluss/Rechtsvereinbarung
  • Imagegewinn für Betrieb

So wird die Kooperation aussehen

  • Der Abholrhythmus wird mit der jeweiligen Geschäftsleitung abgesprochen, wir richten uns nach den Wünschen der Geschäftsleitung. Ideal sind feste Tage und Zeiten mit 100%iger Abholquote, um Sicherheit und Regelmäßigkeit für Lebensmittelspenderbetrieb und Foodsaver zu erreichen. Die Kooperation baut auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.
  • Die/der Betriebsverantwortliche ist als Ansprechpartner*in für die Kommunikation mit der Filiale und die zuverlässige Abholung zuständig.
  • Die Foodsaver erklären sich bereit, die vom Supermarkt bereitgestellten, aussortierten Lebensmittel selbstständig in noch-essbare und nicht-mehr-essbare zu sortieren und die verdorbenen Lebensmittel sowie die anfallenden Verpackungen, Kartons, Papiere etc. sachgerecht in den Supermarkt-Mülltonnen oder bei sich zu Hause zu entsorgen.
  • Die noch-essbaren Lebensmittel nehmen die Foodsaver rückstandslos mit.
  • Die Foodsaver übernehmen die Verantwortung für die Lebensmittel und kümmern sich um eine sinnvolle Weiterverteilung. Möglichkeiten der Weiterverteilung sind: direkt an Bekannte (siehe auch Aushang_für_die_Nachbarschaft, Fair-Teiler, soziale Einrichtungen, die Bahnhofsmission, Flüchtlingscamps, Volksküchen etc. Die Foodsaver können sich mit ihrem Ausweis identifizieren.
  • Die Lebensmittel werden grundsätzlich nicht vor den Augen der Kunden aussortiert und aufgeteilt! Meist möchte der Koperationspartner keine besondere Aufmerksamkeit auf das Abholen lenken. Die abholenden Foodsaver treffen sich vor dem Abholtermin und gehen dann gemeinsam in den Betrieb, um nicht unorganisiert zu wirken.
  • Es gehen nicht mehr Foodsaver in den Laden als mit dem Betrieb abgesprochen. Die Lebensmittel werden dann abgeholt und je nach Wunsch des Betriebs außer Sichtweite des Betriebs oder der Kundschaft aussortiert und aufgeteilt.

Das Infomaterial wird bei Interesse überreicht, vorgezeigt und/oder bei Interesse im Anschluss per Email übersendet.

Wenn die Betriebe Bedenken äußern oder nicht kooperieren wollen, kann man andere Positiv-Beispiele vorstellen, d.h. Betriebe, mit denen wir eine Kooperation haben.
Wir sollten unsere Argumente freundlich und ohne Vorwurfscharakter, Druck oder Anspruchshaltung deutlich machen. Wir sollten eher darauf abzielen zu informieren, nicht die Gesprächspartner*innen zu überreden . So ist die Chance am größten, eine Einwilligung erreichen.

Nach dem Erstkontakt

  • Betrieb aktualisieren: Alles Besprochene wird auf die Teamseite des Betriebs geschrieben (unter Besonderheiten oder Pinnwand) und der Status (kooperationsbereit, noch in Verhandlungen, nicht bereit zu spenden usw.) eingetragen. So können alle aus deiner Region sehen, welche Betriebe bereits angesprochen worden sind.
  • Wenn vereinbart: Schicke der Geschäftsleitung eine Email mit den Infos über die Kooperation (Vorlage: Informationen für Spenderbetriebe: Vorteile, Hintergründe, Kontakte).

Kooperationspflege

Kommunikation mit der Filiale

  • Sorge für einen guten Draht und gute Kommunikation zwischen dem teilnehmenden Betrieb und den Foodsavern deines Teams.
  • Bei wichtigen Dingen, Vorfällen, Wünschen usw. solltest du die Kommunikation mit der Geschäftsleitung suchen.
  • Wenn du Verschwendung von Lebensmitteln in einem Betrieb beobachtest, dann solltest du das micht in Form von Kritik ansprechen, sondern als konstruktiven Verbesserungsvorschlag - und auf jeden Fall den richtigen Moment abwarten. Du kannst zum Beispiel Vorschläge zur Müllreduzierung machen, den Verkauf zu reduziertem Preis empfehlen oder darauf hinweisen, dass ein bestimmtes Produkt häufig und in großer Menge aussortiert wird.

Kommunikation mit und zwischen den Foodsavern deines Teams

  • Achte darauf, dass eine 100%-Abholquote erreicht wird. Du trägst dafür Sorge, dass vereinbarte Abholzeiten und Abmachungen eingehalten werden.
  • Falls du mal keine Zeit hast und nicht zeitnah für deine Teammitglieder erreichbar sein kannst, dann sorge für eine Vertretung, die die Kommunikation in deiner Abwesenheit übernimmt.
  • Sorge dafür, dass es eine vollständige Transparenz gibt: kommuniziere alle Besonderheiten oder Probleme beim Abholen über die Pinnwand der Teamseite, so dass sie alle Abholenden mitbekommen.
  • Informationen, die bei deinem Betrieb dauerhaft gelten, gehören in die Besonderheiten in der rechten Spalte.
  • Wenn es in deinem Team Menschen gibt, die du nicht kennst, dann kann es sinnvoll sein, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, bevor sie das erste Mal bei dem Betrieb abholen. Du bist dafür verantwortlich, dass sie über alle Spielregeln und Besonderheiten informiert sind. Falls Foodsaver-Neulinge dabei sind, dann hilf mit, diese einzuarbeiten.
  • Du bist dafür verantwortlich, dass Abholungen diskret verlaufen, damit keine unangenehmen Situationen für den Betrieb entstehen. Das heißt, dass die Abholungen und die Aufteilung der Lebensmittel möglichst nicht in Sichtweite der Kundschaft geschehen (je nach Wunsch des Betriebs).
  • Die Gruppenzusammensetzung sollte im Idealfall stabil sein. Um eine vertrauensvolle, langfristige Beziehung mit einer Filiale aufzubauen, ist eine Kontinuität der Abholenden wichtig. Alle Foodsaver in der Gruppe sollten aktiv sein, und Karteileichen sollten vermieden werden.
  • Den Pfand für volle Pfandgläser, die die Foodsaver mitnehmen, übernehmen die Foodsaver selbst (falls der Betrieb dies verlangt).

Wenn es mal kriselt

  • Wenn eine Kooperation gefährdet ist, dann suche unbedingt den Kontakt zu deinem/r Botschafter*in und bitte um Hilfe. Bei ernsthaften Konflikten kannst du gemeinsam mit dem/der Botschafter*in auch den foodsharing e.V. um Hilfe bitten: info@lebensmittelretten.de.
  • Wenn du dir Unterstützung bei der Leitung der Kooperation wünschst oder du die Verantwortung ganz abgeben möchtest, helfen dir Deine Botschafter*innen, Ersatz zu finden.
  • Nutze die Gelegenheit, auf den Bezirkstreffen Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten deiner Kooperation zu besprechen.

Flussdiagramm Kooperationsaufbau

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